Mit drei Autor:innen beim Widerstandsfestival

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Drei von zehn

Mit drei Autor:innen beim Widerstandsfestival

Für das Widerstandsfestival REMMIDEMMI erhielten 10 Autor:innen vom Theater Heidelberg den Auftrag, über Formen des Protests heute, gestern und morgen zu schreiben. Raphaela Bardutzky, Rebekka Kricheldorf und Peter Thiers begeben sich dafür in ein Camp von Klimaaktivist:innen, in eine 10jährliche Bestandsaufnahme der vier leidgeprüften Kardinaltugenden und in eine animalische Studentenrevolte.

„DAS LICHT DER WELT leuchtet im Marguerre-Saal im finsteren Tann irgendwo ganz nah am Hambacher Forst in einem Aktivistencamp, wo sich auf Bäumen, Gleisen und Positionen Raphaela Bardutzkys gut gebautes Stück abspielt. Im Lageralltag zwischen Komposttoiletten, Baumhaus und flatternden Bannern („Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“), findet sich, man glaubt es kaum, keine einseitiger Agitpropsalat, sondern doch auch Raum für Selbstreflexion und die Position schlagfertiger Polizisten: „Watt? Disagree - hamwa nich!“
Dahinein noch eine Abtreibungs- und Liebesgeschichte zu stricken, ist gewagt, lässt aber zu einem echten Theaterstück werden, was sonst doch irgendwie wieder nur Thesenfläche geblieben wäre. (…) Analog zur internationalen Klientel solcher Camps … ein munteres zweisprachiges Ensemble, das deutsch und englisch mit Wort und Tat zu unterhalten vermag. Lebhaft und doch sensibel inszeniert von Daniela Löffner werden die 90 Minuten zum klugen wie kurzweiligen Theaterereignis.“
Ralf-Carl Langhans, Mannheimer Morgen, 10.10.2022
über DAS LICHT DER WELT von Raphaela Bardutzky

„..(ist) eines der Glanzlichter (…) Rebekka Kricheldorfs Tugend-Groteske über DIE GUTEN. Die Allegorien von vier zentralen Tugenden der Antike sind hier auf der Bühne versammelt: als schrill kostümierte Party-Ladies. Frau Prudentia, die Klugheit also, ganz in Grün, trägt Januskopf (also ein Gesicht vorn und eins hinten), und Madame Justitia, total blau, hat natürlich eine Waage dabei; Lady Temperantia, die für Mäßigung in Orange steht, möchte gegen Ende aber unbedingt mal über alle Stränge schlagen, und Fortitudo, die Mutige in Grau und Rot (und mit einem Plastikschwert, das wie festgewachsen ist an der Kampfhand) landet auf Mike, dem Löwen im chic-weißen Bühnenbild und direkt an der klassischen Getränke-Quelle.
In rasendem Tempo wird ein intellektuelles Feuerwerk der Extraklasse abgefackelt; und das herrliche Quartett stellt mit großer Verlässlichkeit die eigene Bedeutung als Tugend in Frage. Draußen lauern schon alle Untugenden, und es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass die in Kürze die Macht übernehmen werden – Kricheldorfs brillant geformte Text-Figuren treten angesichts dessen an wie zum vorletzten Gefecht.“
Michael Laages, nachtkritik.de, 08.10.2022
über DIE GUTEN von Rebekka Kricheldorf

Gefechtsbereit zeigen sich auch die tierischen Protagonisten in Peter Thiers‘ darwinistischen Gesellschaftskrimi über eine Studentenrevolte. Ob Klima-, Gender- oder Klassenfragen – schlecht gewärmt im Fell politischer Korrektheit brechen sich hier soziale Widersprüche in purem Egoismus Bahn und entladen sich als wilder Mob.
„Der Parcours geht weiter in den Zwinger, wo es in Peter Thiers‘ gelungener Theaterfabel ZÄHNE UND KRALLEN nicht nur die besten, weil sensiblen und dramaturgisch durchdrungenen Kostüme der Saison (Constanze Müller) zu bewundern gibt, sondern in Person von Marco Albrecht, Nicola Averkamp und Marie Dziomber auch eine schauspielerische Meisterleistung in Sachen Doppeleinsatz. Eben noch Terroristen spielen sie sich schwupp zum humanoiden Tier der Zukunft auf. Brit Bartkowiak führt die Regie-Zügel hier straffer und zeigt uns, dass das mit der Gerechtigkeit, da klingt einem „Keine Macht für niemand!“ (1972!) noch im Ohr, so eine Sache ist…“
Ralf-Carl Langhans, Mannheimer Morgen, 08.10.2022
über ZÄHNE UND KRALLEN von Peter Thiers

01.12.2022 | Theater

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